Baumschnitt



Im Prinzip brauchen freiwachsende Gehölze und Bäume gar nicht geschnitten zu werden. Dies gilt auch für gepflanzte Jungbäume, wenn sie an ihren endgültigen Standorten die Anwuchs- und Entwicklungsphase hinter sich gelassen haben. Die Natur regelt sich immer noch am besten von selbst, wenn man sie denn lässt. Da dies aber wahrlich nur sehr selten der Fall ist - die Gründe dafür hier aufzuzählen würde den Rahmen sprengen - sind sehr oft stetig wiederkehrende Schnittmaßnahmen ein lebenslanger Begleiter vieler Bäume.

Passendes Werkzeug für den Baumschnitt

Eine Voraussetzung für vernünftig durchgeführte Schnittmaßnahmen, ist das passende Schneidewerkzeug. Scheren sollten scharf sein, das gilt auch für Handsägen. Die Astpartien nicht quetschen, sondern wirklich schneiden. Der Einsatz von Motorsägen hat bei einem Baumschnitt nichts zu suchen, es sei denn, der saubere Nachschnitt am Stamm, bzw. an Starkästen, erfolgt mittels einer Handsäge oder Schere.

Wie sollte der Baum geschnitten werden?

sauberer Schnitt

Grundsätzlich gilt: Geschnitten wird auf Astring (sofern vorhanden), bzw. die vorhandene Schutzzone bleibt erhalten (siehe Bild). Dies fördert eine Überwallung mit Kambium und hält die Schnittwunde möglichst klein. Nicht parallel zum Stamm schneiden und auch keinen "Stummel" übriglassen.

Der arttypische Charakter des Baumes sollte erhalten bleiben und nach dem Schnitt auch noch zu erkennen sein. Auf die Hierarchie der Verzweigungen achten! Einzukürzende Äste nicht einfach irgendwo abschneiden, sondern auf einen untergeordneten Seitenast ableiten.

Der richtige Baumschnitt zur richtigen Zeit

Laubbäume können nach dem Laubfall, bzw. vor Beginn der Vegetationsperiode geschnitten werden. Der nach neuesten Erkenntnissen befürwortete Sommerschnitt, der den Baumschulisten schon seit langen Zeiten bekannt ist, zeigt einmal mehr auf, wie kontrovers dieses Thema geführt wird. Sicherlich hat alles seine Vor- und Nachteile. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo dazwischen und ist auch von der Stärke des geplanten Eingriffes abhängig zu machen. Der Eindruck, "Frage drei Fachleute und Du erhältst fünf verschiedene Antworten", ist hier durchaus angebracht und mehr als berechtigt. Auch zu diesem Thema gibt es im Bereich für Mitglieder mehr zu erfahren.

Absolute Ausnahmen sind aufgrund ihres hohen Saftdruckes die "blutenden" Arten von Acer (Ahorn), Betula (Birke) und Juglans (Walnuss), die am besten immer nur in belaubtem Zustand geschnitten werden sollten. Acer (Ahorn) kann noch zudem unmittelbar nach dem Laubfall geschnitten werden.

Nadelbäume, immergrüne und Formgehölze, wie z. B. Spalier- oder Kastenlinden, können sehr gut bei mildem Wetter, während der Vegetationsperiode, geschnitten werden.

Bei anhaltenden Dauerfrost und unter -5° Celsius, sollten jegliche Schnittmaßnahmen eingestellt werden.

Kappungen von Stämmlingen an Bäumen während ihres Reifealters sind sinnlos, führen zur Zerstörung der Baumstruktur und fördern das Einfaulen der betreffenden Zonen. Ausnahmen bilden hier die sogenannten Kopfbäume (u.a. Weiden, Linden), die entweder - aus welchem Grund auch immer - einst dazu gemacht wurden oder bereits seit ihrer Jugend in dieser Form gehalten werden.

Auch bei Bäumen im fortgeschrittenen Altersstadium, wo die Verkleinerung der Kronenfläche als eine Überlebensstrategie anzusehen ist, können zwangsläufig Ausbrüche, beispielsweise Windbruch, durch kappungsähnliche Eingriffe verhindert werden. Zudem besteht bei diesen Bäumen noch die Möglichkeit, durch rechtzeitiges Eingreifen, dem natürlichen Verfall zuvor zu kommen und - wenn möglich - durch Ableitungsschnitte auf untergeordnete Äste, die betreffenden Kronenteile noch möglichst lange reduziert, aber arttypisch, zu erhalten.

Schnittarten

Im Folgenden finden Sie Erklärungen zu gängigen Schnittarten:

Erziehungs- und Aufbauschnitt, Pflanzschnitt

  • Wird in den Baumschulen durchgeführt, bzw. begonnen und am endgültigen Standort fortgeführt. Im wesentlichen geht es darum, in der Jugendphase einen arttypischen Kronenaufbau positiv zu fördern. Es werden Konkurrenztriebe, insbesondere Zwiesel entfernt, bzw. zurückgesetzt. Bestehende Astquirle sind zu vereinzeln. Der Aufbau eines durchgehenden Leittriebes ist gegebenenfalls mittels Stäben zu fördern. Sich reibende, kreuzende, gebrochene oder mit eingewachsener Rinde ausgestattete Seitenäste sind zu entfernen. Stark- oder Hauptäste sind in Relation zum Kronenvolumen einzukürzen. Stammausschläge und Wildlinge sind zu entfernen. Beim Rückschnitt von Seitentrieben und Ästen, immer auf ein nach außen gestelltes Auge schneiden. Bäume die durch Terminalknospen treiben, nach Möglichkeit gar nicht, bzw. nur sehr behutsam zurückschneiden, wenn möglich nur auslichten. Dies sind insbesondere Aesculus (Kastanien), Betula (Birke), Fraxinus (Esche), Juglans (Walnuss), Liriodendron (Tulpenbaum), und Magnolia (Magnolie).

Erhaltungsschnitt

  • Eine Kronenpflege oder Auslichtung soll durchgeführt werden, ohne die Kronenstruktur des Baumes wesentlich zu verändern. Die Schnittmaßnahmen bewegen sich dabei hauptsächlich im Feinast- und Schwachastanteil des Baumes. Darüber hinaus geht es darum, Fehlentwicklungen zu korrigieren, konkurrierende Äste zu entfernen, bzw. einzukürzen, Wasserreiser zu entnehmen, Totholz zu entfernen.

Verjüngungsschnitt

  • Ziel ist es, durch gleichmäßiges Auslichten und Rücknahme der gesamten Krone, einen arttypischen und einheitlichen Habitus zu erhalten, bzw. sich wieder entwickeln zu lassen. Sollten immer noch Fehlstellungen von Ästen vorhanden sein, sind diese ebenfalls zu korrigieren, wie auch die Entnahme von Totholz. Diese Maßnahme ist in der Regel nur nötig, wenn der gepflanzte Baum an seinem Standort, an die Grenzen in seinem Baumumfeld stößt oder in die Verkehrssicherheit eingreift. Der darauf bei einigen Arten besonders stark einsetzende Austrieb, muss im Folgejahr ausgelichtet und nach etwa drei Jahren mittels eines Erziehungsschnittes korrigiert werden.

Lichtraumprofil

  • Besonders im Straßenbereich ist das Freihalten des Lichtraumprofils zur Erfüllung der Verkehrssicherungspflicht notwendig. Dabei werden zumeist ganze Astpartien entnommen, da nur selten eine Einkürzung der einzelnen Äste reicht. Um möglichst kleine Schnittwunden zu erhalten, ist mit der Aufastung deshalb frühzeitig zu beginnen. Dabei ist darauf zu achten, dass dem Baum nach dem Aufasten noch mindestens die halbe Krone zur Verfügung stehen sollte. Bis zur Erreichung der benötigten Lichtraumhöhe, sind demnach über mehrere Jahre verteilt Aufastungen durchzuführen und gleichzeitig der Aufbau der sekundären Krone zu fördern, die später das Grundgerüst des Baumes bilden soll, wenn die unteren Äste nicht mehr existieren. Dies erreicht man u.a. durch das Freistellen des Leittriebes.


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